Working-Capital-Optimierung in Krisenzeiten

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Verhaltensökonomie in der Finanzfunktion

Nudging und Debiasing: Anwendung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden 

Wie treffen wir Entscheidungen? Die Neurowissenschaften zeigen: Wir verhalten uns hierbei weniger rational als gemeinhin angenommen. Unbewusste Prozesse steuern unsere Wahrnehmung und Entscheidungen. Auch CFOs, Analysten und Finanzstrategen sind davon nicht frei. Um fundierter, objektiver und effektiver entscheiden zu können, ist es daher nötig, zu verstehen, welche Prozesse und Muster unsere Entscheidungsfindung beeinflussen. Der Deloitte Fachbeitrag erklärt, wie die Verhaltensökonomie hier für die Finanzfunktion wertvolle Hilfestellung bietet.

Entgegen der Vorstellungen der klassischen Wirtschaftstheorie treffen Menschen nicht grundsätzlich rationale Entscheidungen – auch wenn uns selbst das gar nicht explizit bewusst sein mag. In Wahrheit ist es so, dass hier eine Reihe von Faktoren wirken, die durch unbewusste Annahmen und Prozesse unsere Wahrnehmung „verzerren“. 

Das Wissen über diese Mechanismen beruht auf den Neurowissenschaften. Diese haben gezeigt, dass das Gehirn die vielen Eindrücke und Informationen, die unseren Entscheidungen und Verhaltensweisen zugrunde liegen, automatisch filtert. Ohne diese Filterung wären wir schlicht überfordert. Um alltägliche Entscheidungen schnell treffen zu können und dabei nicht alle Informationen bewusst verarbeiten zu müssen, greifen wir auf Faustregeln, sogenannte Heuristiken, zurück. Diese können jedoch Fehler enthalten und relevante Faktoren negieren. Dadurch entstehen die sogenannten kognitiven Verzerrungen (engl. Bias).

REthinking Finance, 1 | 2020 Artikel: Einfach gute Entscheidungen treffen - Erkenntnisse der Neurowissenschaften verstehen und aktiv einsetzen

Verhaltensökonomie für bessere Entscheidungsfindung

Auch wenn das in unserer Natur angelegt ist – geht es darum, gute und effektive Entscheidungen zu treffen, müssen wir diese Einflüsse und möglichen Fehlerquellen reflektieren. Hier hilft die Verhaltensökonomie (engl. Behavioral Economics), die fehlbare menschliche Entscheidungsfindung und die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen. Im Geschäftsleben und ganz besonders im Finanzbereich ist das essentiell für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Hinzu kommt, dass Algorithmen im digitalen Zeitalter automatisch Entscheidungen fällen. Deren Qualität steht und fällt aber mit der Datengrundlage, die der Programmierer wählt, um den Algorithmus zu trainieren. Unterliegen diese einem Bias, werden auch die auf dieser Basis getroffenen Entscheidungen verzerrt sein.

Führungskräfte in der Finanzfunktion tragen die Verantwortung für fundierte Entscheidungen. Sie sollten sich daher fragen, wie der Einsatz von verhaltensökonomischen Methoden im Finanzbereich diese Entscheidungen stützen und damit Kosten-verursachendes Verhalten reduzieren kann. Außerdem sollten sie ihr Augenmerk darauf richten, wie der Finanzbereich auch andere Unternehmensbereiche befähigen kann, rational zu entscheiden.

Debiasing und Nudging: Methoden zur Optimierung

Die beiden wichtigsten Methoden sind das Debiasing und das Nudging. Beim Debiasing machen sich Menschen ihre Wahrnehmungsverzerrungen bewusst, um diese dadurch abzuschwächen oder überwinden zu können. Nudging hingegen ist die gezielte Veränderung von Abläufen, Darstellungen oder Formulierungen mit dem Ziel, damit Einfluss auf Entscheidungen und Verhalten zu nehmen – ohne Zwang auszuüben oder Vorschriften zu machen.

Im Finanzbereich existieren viele Einsatzmöglichkeiten für diese Methoden. Debaising kann beispielsweise in zentralen Aufgaben wie der Budget-Allokation, der Portfoliosteuerung oder bei M&A-Prozessen für grundlegend bessere Entscheidungen sorgen. Und durch Nudging können zahlreiche kostensenkende Maßnahmen im Unternehmen realisiert werden –  etwa im Bereich der Verwaltungs- oder Reisekosten –  und zugleich kann eine signifikante Verbesserung der Compliance erreicht werden. Da Finanzanalysen und -entscheidungen zunehmend auch auf Big Data basieren und damit eine hohe Datenqualität erfordern, kann durch Nudging zudem die Fehleranfälligkeit bei der Dateneingabe minimiert und für eine effektivere Nutzung der erhobenen Daten sorgen.

Im Deloitte Fachbeitrag zum Download erfahren Sie im Detail und anhand zahlreicher Fallbeispiele für Nudging und Debiasing in der Praxis, wie Verhaltensökonomie in der Finanzfunktion zur Anwendung kommt.

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