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Unternehmensportal der Finanzverwaltung: Mein UP 

Die Transformation von analog zu digital ist ein Megatrend, der auch vor dem Besteuerungsverfahren nicht Halt macht. Durch die Automation steigt die digitale Datenmenge von 33 Zettabyte (ZB) im Jahr 2018 auf 175 ZB im Jahr 2025. Davon werden 30% in Echtzeit verarbeitet. 1 ZB entspricht in Bits etwa 1,4-mal der Zahl der Sandkörner an den Stränden der Erde. Die Digitalisierung wird durch einen globalen Trend zur Nutzung von mehr Cloud-Angeboten verstärkt, die die digitale End-to-End-Prozess-Vernetzung erleichtern und ermöglichen. Auch viele Unternehmen und Steuerverwaltungen digitalisieren ihre internen Prozesse und vernetzten diese zudem extern. Als weiteren Schritt auf diesem Weg führt die Finanzverwaltung als Unternehmensportal Mein UP ein.

Referenzpunkt für Deutschland: FinanzOnline

Im deutschsprachigen Raum ist der Referenzpunkt zur Digitalisierung der Steuerverwaltung mit einer Online-Plattform bisher FinanzOnline. Bereits seit dem Jahr 2003 nutzt Österreich seine Online-Plattform als Baustein im Besteuerungsverfahren. FinanzOnline ermöglicht z. B

  • Stammdatenpflege
  • Steuerkonten-Abfragen
  • digitale Verwaltungsakt-Abwicklungen
  • Erstellung und Übermittlung aller
    • Umsatzsteuervoranmeldungen
    • zusammenfassenden Meldungen
    • Jahressteuererklärungen (Umsatz-, Einkommen-, Körperschaft- und Kommunalsteuer)
    • E-Bilanzen
    • Feststellungserklärungen

Status Quo in Deutschland: Es lebe die Insel

Die Digitalisierung in der Steuerverwaltung in Deutschland erfolgte bisher mit Insellösungen (z.B. ELSTER nur für Steuererklärungen, aber nicht als integrierte Online-Plattform und nicht für die E-Bilanz). Ein einheitliches Anmeldeverfahren sucht man bisher ebenso vergeblich wie eine moderne Nutzerverwaltung, die heute unter Compliance-Gesichtspunkten erforderlich ist. Schon heute könnten in Deutschland theoretisch alle Steuerbescheide nur noch digital bekannt gegeben werden (§ 122a Abs. 1 AO), die praktische Umsetzung dauert hier aber noch Jahre. 

Der Koalitionsvertrag für die 19. Legislaturperiode überraschte mit der Ankündigung einer Online-Plattform (Rz. 2891f. und 2902ff.): „Wir wollen […] ein zentrales, einheitliches digitales Portal für […] Unternehmen schaffen.“ „[…] Schwerpunkte setzen wir dabei in den Bereichen Steuern und Abgaben […] und erarbeiten die […] Angebote in enger Abstimmung mit […] den Unternehmen. Hierfür definieren wir verbindliche Meilensteine, innerhalb derer umfassende Angebote in der Legislaturperiode etabliert sein müssen.“. Eine Beta-Version von bund.de Verwaltung digital ist bereits aufrufbar. 

Mein UP - das Unternehmensportal der Finanzverwaltung: Die Lösung?

Zum Besteuerungsverfahren wurde im Februar 2020 im IT-Planungsrat entschieden, dass Bayern und Bremen  – auf der Basis von ELSTER – ein bundesweit einheitlich nutzbares Unternehmensportal (Mein UP) und ein digitales Unternehmenskonto entwickeln. Mein UP umfasst als Unternehmensportal der Finanzverwaltung die Finanzämter, die bürgernahe Verwaltung und die Gemeinden. 

Das digitale Unternehmenskonto soll in zwei Stufen umgesetzt werden: Im Jahr 2020 starten die Pilotverfahren; erste Funktionen (z.B. Authentifizierung, Organisationszertifikate) sollen im Jahr 2021 bereitstehen, und ein bundesweit einheitliches Unternehmenskonto soll ab dem Jahr 2022 nutzbar sein. Da die gesamte IT-Architektur von Mein UP auf ELSTER aufbaut, sollten alle Unternehmen und ihre Berater die neuen IT-Angebote schnell nutzen können. 

Online-Portale: Wie sollten Steuerabteilungen auf Mein UP & Co reagieren?

Unternehmen, die bereits eine integrierte Steuerplattform (z.B. laufende und latente Steuern) nutzen, sollten prüfen, ob diese als Online-Plattform für ihre Steuerfunktion erweiterbar ist und mit dem Unternehmensportal Mein UP verbunden werden könnte. 

Hat die Steuerabteilung noch keine Online-Plattform, sollte sie eine vorkonfigurierte Plattform einführen (z.B. myInsight Client Edition). Alle Unternehmen, die als SAP-ERP-Anwender noch keine Online-Plattform nutzen, sollten zudem die Cloud-Angebote von SAP prüfen. Für die Steuerfunktion eignet sich aus der SAP Cloud Platform (SCP) vor allem die SAP Analytics Cloud (SAC). 

Bis zum Jahr 2022 sollen die papierbasierten Prozesse in der Steuerverwaltung (z.B. Steuerbescheide) digitalisiert abgelöst werden. Dies ermöglicht in einer Steuertechnologie-Architektur eine digitale Integration von Mein UP in eine Online-Plattform im Unternehmen. Als Zwischenschritt bei der Digitalisierung bieten sich individuelle OCR-Scanning-Lösungen an.